Microdosing

Vor etwa 10 Jahren kam ein neuer Trend auf: Das Geringdosieren von Psychedelika. Der Methode werden eine Reihe förderlicher Wirkungen auf Alltagsperformanz, Kreativität und die Minderung psychischer Störungen zugeschrieben. Die wissenschaftliche Forschung deckt diese Behauptungen bisher nicht, aber sie hat auch gerade erst begonnen.

Buchempfehlungen:

The Science of Microdosing Psychedelics

In der Einleitung berichte ich, wie ich durch die mangelnde Bezugnahme in Hunderttausenden von Internet-Einträgen auf die wissenschaftliche Datenlage zum Schreiben des Buches ‚provoziert‘ wurde. Vor dem Hintergrund einer umfassenden Literaturkenntnis stelle ich wissenschaftlich fundiert die Geschichte des Umgangs mit Mikrodosen und Minidosen durch Forschende und Therapeuten dar.

Es werden alle wissenschaftlichen Studien, die mit niedrigen Dosen LSD und Psilocybin gemacht wurden, dargestellt. Derartige Studien wurden, auch mit niedrigen Dosen, in den 1950er und 1960er Jahren vielfach durchgeführt und beschreiben ein interessantes Spektrum von Effekten. Eine kompakte Darstellung der Pharmakologie von LSD und den Forschungen zur Toleranzentwicklung bei regelmäßiger LSD-Einnahme schließt sich an. Detailliert werden auch mögliche Wirkmechanismen, Nebenwirkungen und Placebo-Effekte erörtert. 

Den Abschluss des Buches bilden die Erörterung einiger psychophysiologischer Fragen sowie die Frage nach dem Zusammenhang gering dosierten Psychedelika und Kreativität. Es ist erwähnenswert, dass das Buchmanuskript mit zwei Autoritäten, dem bekannten LSD-Forscher Professor David Nichols und den Microdosing-Experten Dr. James Fadiman, während seiner Entstehung diskutiert wurde. Nichols im Vorwort: „Mit diesem Buch hat der Leser alle Informationen zur Hand, um sich ein eigenes Urteil über die Fakten, die Möglichkeiten und Potentiale von Microdosing und den Gebrauch geringer Dosen von LSD und anderen Psychedelika zu bilden.“

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Microdosing. Niedrig dosierte Psychedelika im Alltag

Der Drogenexperte und Autodidakt Berger hat sich seit Jahrzehnten mit Psychedelika beschäftigt und viel dazu publiziert. Daher entbehrt es nicht einer gewissen Logik, wenn der Autor sich des neu aufkommenden Themas Microdosing annimmt. Auf den ersten 45 Seiten liefert er eine Einführung zum Thema. Dann finden sich Definitionen und Dosierungen, eine kurze geschichtliche Darstellung, Hinweise zur Toleranzentwicklung und zu möglichen Placeboeffekten. Auch Nebenwirkungen und Kontraindikationen werden benannt, wenn auch mehr auf empirischen Beobachtungen als wissenschaftlichen Daten basierend. Auch die Erörterung von Fragen der Legalität finden Platz. 

Der zweite Teil des Buches beschäftigt sich mit dem Microdosing mit verschiedenen Substanzen; darunter LSD, Psilocybin, Meskalin, Dimethyltryptamin und MDMA. Eine Stärke des Buches liegt darin, dass es Mini- und Mikrodosierungen und deren Wirkungen bei verschiedenen Substanzen beschreibt, da sich die meisten Bücher auf LSD und Psilocybin beschränken. 

In einem dritten Teil bringt der Autor Aufsätze anderer Autoren zu einigen an das Mikrodosing angrenzenden Themen. Er selbst ist vertreten mit einem Bericht über den Gebrauch von Tryptaminen zur Behandlung von Migräne- und Clusterkopfschmerz. Torsten Passie stellt wissenschaftliche Studien zur Wirkung geringer und sehr geringer Dosen LSD vor. Der Pilzexperte Jochen Gartz bringt eine historische Anekdote zum Microdosing. Frank Sembowski schreibt über einen möglichen ‚Einfluss psilocybinhaltiger Pilze auf die Evolution des Menschen‘ und Linus Naumann versucht Placeboeffekte mit Microdosing in Beziehung zu setzen. 

Das Buch stellt das beste deutschsprachige Informationskompendium zum Phänomen Microdosing dar und hat seine Stärke vor allem darin, dass der Autor aufgrund seiner umfangreichen Erfahrungen und Kontakte ein enormes Erfahrungswissen einbringt.

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Microdosing psychedelics. A practical guide to upgrade your life

Mit einem großartigen Untertitel kommt dieses Buch daher. Der Autor ist ein Laie, der sich sehr für die Verbesserung des Rufes von Psychedelika einsetzt. Er ist einer der bekanntesten Vertreter des Microdosings in den USA. In dem Buch berichtet der Autor über die Geschichte des Microdosing, hat dafür aber wenig Recherchen angestellt und referiert dann doch in der Hauptsache die aktuelle Forschung mit hohen Dosen von Psychedelika wie LSD, Psilocybin und MDMA (Makrodosing).

Es werden lediglich einige Internetquellen referiert, in denen sich jedoch keine Bezugnahme auf irgendwelche älteren oder tatsächlich neueren Studien zum Microdosing finden lassen. Brauchbar imponieren demgegenüber die Beschreibungen von Nebenwirkungen von Microdosing bzw. Minidosing. 

Erstaunlich ist die Anzahl der Medikamente, die der Autor auflistet, welche nicht mit dem Microdosing wechselwirken sollen. Dabei scheint es sich um praktisch sämtliche Medikamentengruppen zu handeln. Als Wissenschaftler könnte man das als Beleg dafür werten, dass diese geringen Dosierungen praktisch nichts bewirken und daher auch keine Wechselwirkungen anderen Medikamenten entfalten. 

Die kurz gehaltene Darstellung über die Wirkweise von Microdosing beschränkt sich leider auf die Wiedergabe einiger Ergebnisse der besser erforschten Effekte von hohen Dosierungen. Ausführlicher wird die Frage der Legalität erörtert und dargestellt, wie man auf dem Schwarzmarkt erworbene Psychedelika so aufbereitet, dass eine halbwegs exakte Dosierung möglich sein soll. In einem längeren Kapitel werden die möglichen Anwendungen von Microdosing dargestellt, allerdings ohne jede kritische Reflexion. Hierbei dürfte auch der begrenzte wissenschaftliche Hintergrund des Autors eine Rolle spielen.

Insgesamt ein Buch, das durch wenig tatsächlich auf Microdosing bezogenen Inhalt auffällt und daher den Leser daher nur begrenzt informieren kann.

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Microdosing. Improve your energy, mood, and productivity with psychedelics.

Schon der Untertitel bringt zum Ausdruck, dass der Autor dem Microdosing positiv gegenübersteht und sein Sinn hauptsächlich in der Verbesserung der Alltags- und Arbeitsperformance sieht. Das Buch hat keine Seitenzahlen (!) und beschreibt in enthusiastischen Worten positive Wirkungen von Microdosing, jedoch ohne jeden Bezug auf wissenschaftliche Daten oder Untersuchungen. Auch Berichte von Usern fehlen dem kaum 40 Seiten ausmachenden und mit besonders groß ausfallenden Buchstaben versehenen Büchlein.

Microdosing. Enhance your energy, mood, and productivity with psychedelics.

Wer dieses Büchlein im Anschluss an das soeben besprochene (von Cahal) liest, wird erstaunt sein, dass es, trotz eines anderen Autors, Titels und einer anderen Typographie exakt den gleichen Text enthält wie das Buch von Cahal. Hier ist naheliegend, dass die „Autoren“ (sollte es sich wirklich um zwei verschiedene Personen handeln) mit einem Manuskript lediglich auf einen Hype aufgesprungen sind und weniger informieren als Geld verdienen wollen.

Microdosing LSD. From buying to preparing your LSD microdose.

Der Autor dieses dünnen Büchleins bezieht sich nur auf einigen wenigen Seiten auf das Microdosing, dessen Herkunft und den von einigen Usern berichteten Wirkungen. Vielmehr geht es dem Autor darum, dem Leser aufzuzeigen, wo und wie er illegale LSD-Präparate beschaffen und diese dann so aufbereiten kann, so dass, wie der Autor meint, eine halbwegs exakte Dosierung möglich ist.

The perfect balance. The ultimate beginners guide to microdosing with LSD for mental health.

Die Autorin bringt zunächst eine recht ungeordnete Reihe von Behauptungen über die Effekte von Microdosing, so z.B. für die Behandlung von Ängsten und beim Absetzen von Psychopharmaka. Verlockend klingen Sätze wie „you just feel good all day and you want to share the good feeling with others”. Außerdem werden gesteigerte Arbeitsproduktivität, eine positiver Lebensausblick und bessere mentale Kontrolle in Aussicht gestellt. Mögliche Nebenwirkungen werden kaum und teils sachlich unzutreffend angesprochen.

In einem weiteren Abschnitt schildert die Autorin in kurzen Worten einige Studien, die positive Effekte von (allerdings höher dosierten) Psychedelika auf die psychische Gesundheit beschreiben; eine Literaturliste fehlt jedoch. Berichte von Mikrodosern gibt es in dem Buch nicht wirklich, außer gelegentlich als Zitate eingestreuten Einzelsätzen. Die letzten Abschnitte beschreiben generelle Wirkungen von (höher dosierten) Psychedelika und wie man sich Mikrodosierungen aus illegalen Drogenpräparaten herstellen kann.

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A Really Good Day. How Microdosing Made a Mega Difference in my Mood, my Marriage, and my Life.

Die Autorin ist Rechtsanwältin, steht aber schon lange - offenbar zugunsten der Familie - nicht mehr im Beruf. Sie hat im Verlauf der letzten zehn Jahre mit Erfolg einige Novellen geschrieben. Durch Stimmungsschwankungen, Depressionen, psychische Labilität und Gereiztheit ist ihr Befinden immer wieder beeinträchtigt. Außerdem fühlt sie sich einsam und mit dem ‚Hausfrauendasein‘ unzufrieden. Eher durch einen Zufall erfährt sie, dass geringe Dosen von LSD bei diesen Problemen hilfreich sein sollen. Ebenso zufällig gerät sie an einen kleinen Vorrat von verdünnter LSD-Lösung.

Das Buch gibt vor, von den Erfahrungen der Autorin mit regelmäßigem Microdosing zu berichten. Das ist jedoch nicht der Fall. Vielmehr gibt die Autorin eine Art tour de force durch die aktuelle Forschung mit Psychedelika. Für Laienpublikum kann das durchaus dienlich sein, da sie sich recht gut informiert hat. 

Berichte über Befindlichkeitsveränderungen durch Microdosing wird der Leser allerdings vergeblich suchen, denn ihre Berichte beschränken sich auf jene an jedem Kapitelanfang eingesetzten mehrzeiligen Kurzbeschreibungen der wahrgenommenen Zustandsveränderungen. Hier ein Beispiel: „Physical sensations: activated. Mood: giddy. Conflict: none. Sleep: slept well. Working: amazing. Pain: Didn’t notice any” (S. 48). Genauere Beschreibungen gibt es leider nicht. Insbesondere fehlen auch Beschreibungen jener Effekte, durch welche, wie im Untertitel suggeriert, sich eine „Mega-Differenz“ in ihrem Leben, ihrer Beziehung usw. ergeben haben sollen. Für den wissenschaftlich Versierten dürfte sich wohl ohnehin die Frage stellen, inwieweit eine Person mit derart ausgeprägten psychischen Beeinträchtigungen eine geeignete Versuchsperson für die Beobachtung allgemeiner subtiler psychischer Effekte ist.

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Microdosing LSD. The Definitive Guide to Increased Creativity and Productivity.

Auch dieses Buch kommt mit einem vielversprechenden Untertitel daher. Allerdings wird der Leser, der vielleicht vorher schon im Internet recherchiert hat, enttäuscht. Der Autor gibt zwar an, er sei Arzt, aber damit tut er seiner Profession keinen Gefallen. Er agiert nämlich offenbar ohne wissenschaftlichen Hintergrund und behandelt ärztlich-medizinische Aspekte praktisch nicht. Hinzu kommt, dass der Inhalt des Buches bis auf ganz wenige Seiten nicht vom Autor verfasst wurde, sondern es sich um Text(fragment)e handelt, die er aus dem Internet kopiert hat und nun für als von ihm verfasste Texte ausgibt, deren Quellen er nicht kennzeichnet.

Gut ist daran vielleicht, dass einige relevante Einträge aus dem Internet Lesern zugänglich gemacht werden. Bezugnahmen auf wissenschaftliche Daten oder ein Literaturverzeichnis enthält das Buch nicht. In einem Abschnitt, der die antidepressive Wirkung von Microdosing beschreiben soll, geht der Autor ohne Übergang zu Personenbeschreibungen von einigen bedeutenden Figuren der psychedelischen Szene der 1960er über. Was das mit Microdosing zu tun hat, muss der Leser wohl selbst erschließen.

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